Erstes Spiel für Herren 1 in der Verbandsoberliga
Anfang April 2010 in Bietigheim: Sechs junge Spieler und ein Betreuer vom Sportbund Stuttgart hüpfen Arm in Arm wie kleine Kinder durch die Halle und schreien ihre überschäumende Freude nach dem Gewinn des Regionalliga-Titels heraus. Mittendrin: Alexander Frank, den man selten so hemmungslos sah. Im normalen Gefühlszustand liefert er eher den Gegenentwurf zu Fußballer Cristiano Ronaldo. Kein Egozentriker, keine Show mit vom Leib gerissenen Shirt. Bodenständig und zuverlässig, so wird sich der „Bebbo“, wie er von allen genannt wird, auch zukünftig bei seinem neuen Verein in Herrenberg geben.
„Ja, wenn ich nach meinem größten Tischtennismoment gefragt werde, muss ich schon zuerst an den Zweitligasaufstieg mit dem Sportbund denken“, sagt Alexander Frank, inzwischen 36 Jahre alt. Die Erfolge, die er in jungen Jahren im Einzelsport bejubeln konnte, zum Beispiel den baden-württembergischen Meistertitel in der Jugend, geraten da schnell in den Hintergrund. „Alex ist ein Teamplayer aus dem Bilderbuch“, sagt Sportbund-Mannschaftsführer Thomas Walter, der ihn in der Vereinspublikation zum 75-jährigen Jubiläum des Sportbunds als „Mister Zuverlässig“ titulierte. Achtzehn Jahre lang spielte Alexander Frank in der ersten Mannschaft bei den Stuttgartern, fehlte dabei nur zwei Mal. Und so waren beim Abschiedsessen im vergangenen Mai mit den Ex-Kameraden durchaus auch Emotionen und ein Hauch von Wehmut im Spiel.
Nun schlägt Alexander Frank, der inzwischen mit seiner Frau Denise und den drei Kindern in Mönchberg wohnt, ein neues Tischtenniskapitel auf. „Die Fahrerei ins Training nach Stuttgart ließ sich unter der Woche nur noch schwer realisieren. Ich habe einen Verein hier in der Nähe gesucht und habe mich irgendwann beim VfL Herrenberg ins Spiel gebracht, erst bei Jan Schmedding, den ich schon lange kenne, dann bei Andrew Schönhaar“, sagt er. Auch hinsichtlich eines zukünftigen Trainings mit seinen durchaus ballverliebten Kindern, Tochter Laura ist acht, die Zwillinge Niklas und Dominik sind sechs Jahre alt, sieht er den VfL als eine gute Adresse. So ganz werden die Kontakte in die Landeshauptstadt allerdings nicht abbrechen, da Gattin Denise weiterhin bei den Sportbund-Damen spielt.
Was die innerfamiliären Einsätze der beiden in ihren jeweiligen Mannschaften anbetrifft, sprechen sich Alexander Frank und seine Frau zukünftig ab. „Es ist soweit abgestimmt, dass ich beim VfL nicht bei allen Spielen dabei bin“, sagt die neue Nummer eins, „aber da, wo es wichtig ist, schon.“ Dabei ließ er Kapitän Max Hering freie Hand bei der Planung. Am kommenden Samstag beim Ligaauftakt des Aufsteigers beim TTC Weinheim II (17:30 Uhr, Werner-Heisenberg-Gymnasium) wird er nicht zum Einsatz kommen, bei der Heimpremiere zwei Wochen später gegen den TTC Ottenbronn ist das eher denkbar. Mit seinen derzeit 2069 Punkten im Ranking reiht sich Alexander Frank nahtlos in die Reihe der Elitespieler in der Verbandsoberliga ein. „Auf die Punkte schaue ich allerdings schon lange nicht mehr. Ich hatte sicherlich früher schon deutlich mehr“, meint der ehemalige Zweitligaspieler, der in jungen Jahren auf der Tischtennis-Karriereleiter schnell nach oben kletterte.
Seine ersten Ballwechsel absolvierte Frank im Heimatverein in Salzstetten, wenig später spielte er in einem starken Nachwuchsteam in Haiterbach unter den Fittichen des engagierten Jugendtrainers Herbert Kummer und im Verbandsstützpunkt unter Trainer Volker Ziegler. Auch schon dabei war damals Torsten Kern, der nun aktuell beim VfL Herrenberg als neuer Aktiventrainer angeheuert wurde. Nach einer kurzen Stippvisite beim TTC Mühringen spielte Alexander Frank bereits im zarten Alter von vierzehn Jahren im Verbandsklasse-Team des FC/SF Münklingen, ehe er sich im Dezember 2001 zu einem Wechsel nach Stuttgart entschied. „Ein Riesen-Glücksgriff“, sagt Sportbundler Thomas Walter noch heute, „und ein tolles Vorbild als Kämpfer.“
Und nun also Herrenberg. „Wir haben eine junge, coole Truppe, die in der neuen Liga sicherlich für die eine oder andere Überraschung gut ist“, sagt Alexander Frank, der sein letztes Regionalligaspiel im Februar 2020 bestritt und sich nun am vorderen Paarkreuz zusammen mit dem 14-jährigen Mahmoud El Haj Ibrahim mit den Stärksten der Verbandsoberliga misst. „Es ist gut, dass wir mit dem Klassenerhalt ein klares Ziel vor Augen haben“, hält der kompromisslose Angriffsspieler nichts von einem spannungsarmen Saisonverlauf. Beim VfL befindet sich Georg Gerlach nach seinem Kreuzbandriss noch im Aufbautraining. Beim 1. TTC Köln mit den ehemaligen Teamkameraden Piet Herr und Tim Sebastian sowie gegen den TTV Gärtringen absolvierte man zuletzt zwei Freundschaftsspiele. Zum Auftakt gegen Weinheim hofft Max Hering, dass der TTC-Spitzenspieler eventuell in der Regionalliga-Ersten aushelfen muss, die parallel spielt. „Dann könnten wir das Spiel vielleicht ein bisschen offen gestalten“, so der Teamkapitän.
Am ersten Spieltagswochenende kommen außerdem die Männerteams in der Bezirksliga und Kreisliga A zum Einsatz. Die Bezirksliga-Dritte erhofft sich einen gesicherten Platz im Mittelfeld, im Derby gegen den Vorjahresachten kommt das Team um Kapitän Jochen Kugler an der Favoritenrolle nicht vorbei (Sonntag, 10 Uhr, Aischbachhalle), auch wenn sich die Rohrauer mit Robert Romulewicz (kam aus Magstadt) und Rainer Stolz (kehrte aus Sindelfingen zurück) weiter verstärkt haben. Die VfL-Vierte mit ihren Stammspielern Siddy Hinzke, Heinrich Göttler, Noah Welte, Steffen Hinzke und Philipp Karges macht am Sonntag (10 Uhr, Bürgerhaus Dachtel) ihre Aufwartung bei der neu formierten Spielgemeinschaft Deufringen-Aidlingen II.
Thomas Holzapfel