Ich freu mich, dass es endlich wieder losgeht
Einen Vorgeschmack auf die neue Tischtennissaison hat sich Ahmad El Haj Ibrahim zuletzt schon geholt, als er seinen jüngeren Bruder anfeuerte. Mahmoud hatte mit seinem neuen Verein DJK Sportbund Stuttgart bereits einen ersten Auftritt in der Oberliga. „Wir schauen uns eigentlich immer gegenseitig zu, sofern es die Zeit zulässt“, sagt Ahmad, der dabei natürlich auch seine 14-jährige Schwester Fatme einschließt, die mittlerweile ebenfalls in Stuttgart – dort in der Dritten Bundesliga – spielt. Am Samstag (18 Uhr) ist nun erstmals der 18-jährige Ahmad gefordert, in der heimischen Aischbachhalle bestreitet der VfL Herrenberg gegen die SG Aulendorf seine Auftaktpartie in der Verbandsliga.
„Ich freue mich, dass es endlich wieder losgeht, ich hab richtig Bock auf Tischtennis“, sagt Ahmad El Haj Ibrahim. Und wer ihn und seine Tischtennisfamilie auch nur annähernd kennt, weiß, dass das keine dahergeredete Floskel ist. „Eigentlich hatte ich noch nie keinen Bock“, ergänzt er mit einem Lächeln. „Ahmad ist voll motiviert und eigentlich immer im Training. Man freut sich einfach, jemanden in seiner Mannschaft zu haben, der fleißig an sich arbeitet und immer besser werden will“, sagt Max Hering, der Kapitän der VfL-Ersten, der nicht erst zur neuen Saison große Stücke auf die Nummer vier in seinem Team hält. „Wenn Ahmad im Stande ist, sein Trainingsniveau auch auf den Wettkampf zu übertragen,
dann kann er eine richtig starke Verbandsligasaison spielen“, sagt er. In der Tat, solch „positiv tischtennisverrückte“ Spieler wie Ahmad El Haj Ibrahim muss man heutzutage in den Tischtennisvereinen lange suchen. In Zeiten, in denen Teilzeitkräfte an der Tagesordnung sind, in denen sich Mannschaftsführer Woche für Woche um die Zusammenstellung eines schlagkräftigen Teams bemühen müssen, sind dauerhaft einsatzbereite Leistungsträger gern gesehen. Zur Verdeutlichung reicht bei Ahmad El Haj Ibrahim ein Blick in die Statistik: Der Gültsteiner brachte es in der Vorsaison auf satte 41 Teameinsätze. Er spielte für die beiden Männerteams in der Verbandsoberliga und der Landesliga und absolvierte acht Partien im U-18- Nachwuchsteam. „Das macht mit Mahmoud und Fatme immer besonders viel Spaß.“ Und obendrein war er noch sechs Mal im Bezirks- und Verbandspokal aktiv.
Eine bemerkenswerte Auflistung, die die zahlreichen Teilnahmen an Einzelturnieren und -ranglisten noch gar nicht mit einbezieht. „Ein Wochenende habe ich besonders in rinnerung“, sagt El Haj Ibrahim, „da sind wir erst am Sonntagmorgen um 4 Uhr wieder zu Hause angekommen und ich habe dann registriert, dass ich ja noch mit der Landesliga-Mannschaft ein Spiel zu bestreiten habe. Ich bin wenige Stunden später etwas müde am Tisch gestanden, habe aber meine Spiele gewonnen.“ Nun dürften sich bei dem sympathischen Youngster die Wettkämpfe etwas reduzieren, da er fest in die erste Mannschaft aufgerückt ist und sich im Erwachsenenbereich voll auf die Verbandsliga fokussiert.
„Ich glaube schon, dass wir in Richtung Wiederaufstieg schielen können“, sagt der 18-Jährige, „zumindest vorne mitspielen sollte das Ziel sein.“ Auf dem Papier sieht er die TTF Altshausen in der Favoritenrolle. „Mal schauen, was geht“, meint Ahmad El Haj Ibrahim, der sich diesbezüglich keinen Kopf macht. Auch seinem persönlichen TTR-Wert, also der Zahl im offiziellen Tischtennisranking, misst er nur gelegentlich Bedeutung bei. „Ich schau da nicht regelmäßig drauf wie mein Bruder, der hat fast immer die myTischtennis-Seite im Internet offen“, sagt Ahmad El Haj Ibrahim, der aber auch nicht verhehlen will, dass er schon mal gerne die 1900er-Marke im Ranking knacken würde. Nun, in seinem letzten Jugendjahr, wird Ahmad El Haj Ibrahim weiter an sich arbeiten, um der Mannschaft zu einer Spitzenplatzierung zu verhelfen. „Ich spiele manchmal im Wettkampf noch ein wenig
zu hektisch“, sagt er und weiß dabei, wo er die Hebel ansetzen muss, „auch meine Spielübersicht ist noch etwas verbesserungsfähig.“ Drei Mal in der Woche trainiert er in Herrenberg. „Meistens mit Max Hering oder freitags in der Trainingsgruppe bei unserem Trainer Torsten Kern.“ Nebenbei hilft er zuweilen auch noch im Anfängertraining aus, so dass er nicht selten vier Stunden in der Halle ist. „Zu viel wird mir das nicht“, sagt er, „das ist ein guter Ausgleich zu meiner Kfz-Mechatroniker-Lehre.“ Die absolviert er bei seinem Vater Talal, Inhaber einer Autowerkstatt und selbst Tischtennisspieler. Nicht mehr ganz so häufig kommt es vor, dass sich die drei jungen El Haj Ibrahims in der Werkstatt zu Trainings-Sonderschichten treffen. „Früher in unserer alten Werkstatt wurde dort regelmäßig trainiert“, sagt Vater Talal. Dass eine Ausbildung im Kfz-Bereich durchaus Kraft kostet, hat Ahmad El Haj Ibrahim in den ersten Monaten gemerkt. „Im Training fehlte mir eine Zeit lang etwas die Energie“, sagt er, „aber ich habe mich schnell an den veränderten Alltag gewöhnt.“ Einer positiven, sportlichen Weiterentwicklung von Ahmad El Haj Ibrahim steht demzufolge nichts im Wege. Und dies mit Unterstützung seiner Geschwister, die ihm am Samstag sicher ebenfalls wieder die Daumen drücken werden.
Thomas Holzapfel