Die Tischtennisabteilung des VfL Herrenberg befindet sich organisatorisch und sportlich auf einem stabilen Fundament. Dies bestätigte sich bei der jährlichen Mitgliederversammlung, auch wenn am Horizont zuletzt die eine oder andere kleine Gewitterwolke aufzog. So verkündete Abteilungsleiterin Annette Hettler im Vorfeld aus persönlichen Gründen ihren Rückzug vom operativen und repräsentativen Geschäft. 

„Der Qualität im Vorstandsteam tut dies keinen Abbruch, wir haben ein tolles Team mit vielen bewährten Kräften“, sagte die 60-jährige, die „trotz des tollen Amtes einfach etwas kürzertreten“ wollte. Vor gut zwei Jahren trat Annette Hettler als Stellvertreterin die Nachfolge von Stephan Dieterle-Lehmann an, der recht kurzfristig seinen Posten zur Verfügung stellte. Die offizielle Ehrenamtsfunktion war es aber schon damals nicht, die die Böblingerin bei ihrer langjährigen Arbeit für die Tischtennisabteilung motivierte. Vielmehr engagierte sich die frühere Quereinsteigerin auch in „inoffizieller“ Mission für die Abteilung, half überall dort, wo Not an der Frau war. „Und dies wird auch weiterhin der Fall sein“, sagte sie.

Dennoch: Der angekündigte Schritt brachte beim VfL einige Gedankenspiele ins Rollen. Wie geht es organisatorisch weiter? Soll ein neues, moderneres Führungsmodell in Betracht gezogen werden? „Manch einer scheut sich sicherlich davor, in einem Verein oder einer Abteilung an vorderster Front die Hauptverantwortung tragen zu müssen“, sagte Annette Hettler, „und das schreckt doch viele von einer Kandidatur ab.“ Nunmehr wurde der Ansatz verfolgt, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen und nicht mehr auf eine klassische Abteilungsleitung zurückzugreifen. „Zukünftig wird es eine Sprecherin oder einen Sprecher mit Stellvertretung geben“, erläuterte Hettler die Neuaufstellung unter gleichberechtigten Vorstandsmitgliedern, „es gibt auch bereits Interessenten.“ VfL-Geschäftsführer Timo Petersen fügte nach einer „guten Diskussion“ die Vorteile an: „Die Struktur der Abteilungsleitung wird sich weiter öffnen, der Weg geht weg von starren Wahlämtern und die Aufgaben können kleinteiliger verteilt werden.“ In den kommenden Tagen wird die neue stellvertretende Sprecherin Mia Zottl ein Treffen mit der Abteilungsleitung und potenziellen Amtsinhabern aufsetzen, in der Folge wird ein Aufgabenverteilungsplan kommuniziert.

Auf Grund der organisatorischen Änderungen entschied man sich dafür, alle Mitglieder der Abteilungsleitung neu zu wählen. Timo Petersen nahm die Entlastung und die Neuwahlen vor. Neben der stellvertretenden Sprecherin Mia Zottl sind in den kommenden zwei Jahren im Amt: Sonja Kugler (Finanzen), Elmar Fallscheer (Kommunikation), Jochen Kugler (Spielbetrieb), Georg Gerlach und Jan Schmedding (Jugend), Michael Baier und Jacqueline Pirk (Kassenprüfung). 

Sonja Kugler berichtete von einem soliden Kassenstand, es sei ausreichend Geld in der Kasse für die Anschaffung einiger neuer Spieltische. Von einem guten Zulauf und einer regen Trainingsbeteiligung berichtete Jugendleiter Georg Gerlach, der allerdings auch den Finger in die Wunde legte. „Helft mit“, appellierte er an die Mitglieder in Bezug auf Fahrdienst und Betreuerfunktion an den Spieltagswochenenden. 

Das Sportjahr ging als das erfolgreichste in die Vereinsannalen: Die erste Mannschaft schaffte mit begeisterndem Sport den Klassenerhalt in der Verbandsoberliga, die Zweite stieg erstmals in der Abteilungsgeschichte in die Landesliga auf. In der Bezirksliga wurde der VfL III starker Zweiter, verpasste in der Relegation nur knapp den Aufstieg. Die Vierte wurde Dritter in der Kreisliga A, die Fünfte sogar Meister in der Kreisklasse und die Landesklasse-Frauen landeten im Mittelfeld. 

Die erste Mannschaft muss sich nach dem verkündeten Weggang von Jungtalent Mahmoud El Haj Ibrahim (zu Oberligist TTC Mühlhausen) und Andrew Schönhaar (zu Verbandsligist TTC Mühringen) etwas umsortieren. „Die Breite in der Spitze wird etwas enger“, formulierte es Spielbetriebsleiter Jochen Kugler auf seine Art. Aktuell sei man bemüht, auch weiterhin ein Team in der Verbandsoberliga stellen zu können, spruchreif sei allerdings noch nichts. Auch ein Rückzug in die Verbandsliga stehe im Raum. „Wir schauen mal, was sich die kommenden zwei bis drei Wochen noch ergibt, dann entscheiden wir“, sagt Kapitän Max Hering. Mit dem in Tübingen studierenden Leo Hiemann verzeichnet der VfL einen weiteren Abgang (zum TV Derendingen), dafür kommt Eigengewächs Florian Lukas aus Böblingen wieder zurück. 

Bereits seit sechzig Jahren sind Jürgen „Jegge“ Amann und der frühere Abteilungsleiter Franz Sebastian in der Abteilung, auch Erich Roob ist mit fünfzig Jahren ein Tischtennis-Urgestein. Für vierzig Jahre Mitgliedschaft wurden Gerhard Engel und Michael Baier geehrt, seit drei Jahrzehnten ist Stephan Dieterle-Lehmann dabei. Georg Gerlach wurde von Timo Petersen auf Grund 25-jähriger Mitgliedschaft die bronzene Ehrennadel des VfL Herrenberg überreicht. Seit zwanzig Jahren halten Sonja Kugler und Lucas Grimm der Abteilung die Treue, seit zehn Jahren Leo Hiemann und Benjamin Kauffer. 

Thomas Holzapfel