Riesenerfolg für Fatme El Haj Ibrahim

  13.06.2025
Platz 3 bei DM in Erfurt

In ihrem ersten Jahr in der Altersklasse U 19 sorgte die 15-jährige Fatme El Haj Ibrahim vom VfL Herrenberg gleich für Furore. Als sie im nervenaufreibenden Viertelfinalmatch gegen die favorisierte Lisa Wang (1. FC Saarbrücken) den fünften Matchball verwandelt und den Medaillengewinn sichergestellt hatte, übermannten sie die Gefühle. Die junge Gültsteinerin ging in die Hocke, verbarg ihr Gesicht in den Händen, es flossen die Tränen. Hinter ihr liegt ein Spiel, das man so nicht alle Tage erlebt.

„Das war auf jeden Fall mein bislang größter Erfolg“, meinte Fatme El Haj Ibrahim nach dem Sieben-Satz-Krimi mit entsprechendem Happy-End. „Nach dem Matchball ging mir so viel und gleichzeitig so wenig durch den Kopf. Ich kann die Gefühle nicht so recht beschreiben. Es war eine Mischung aus Überforderung, Erleichterung, Aufregung oder einfach nur Stolz“, wusste die 15-jährige auch nach der Heimreise das Spiel noch nicht so recht einzuordnen. Zuhause schaute sie immer wieder Videosequenzen von dem unglaublichen Viertelfinal-Einzel an. „Selbst da musste ich nochmal kurz weinen.“ 

Aber der Reihe nach. Mit drei Siegen, unter anderem einem starken 3:0 gegen Eva Xintian Gao (TSV Oberstdorf), marschierte Fatme El Haj Ibrahim aus der Vorrundengruppe der U 19-Konkurrenz. Mit weiteren Erfolgen in den KO-Runden gegen Amelie Guzi Jia (TSV Langstadt) und die favorisierte Laura Milos (MTV Engelbostel-Schulenburg) tat die Spielerin von Drittliga-Meister DJK Sportbund Stuttgart gehörig etwas für ihr Selbstbewusstsein. Dann das Viertelfinale gegen Defensivkünstlerin Lisa Wang, die zuletzt in der zweiten Bundesliga für den TTK Anröchte spielte und nun zum SV DJK Kolbermoor, dem Team von Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann, wechselt. „Nachdem ich die letzten Male schon knapp an einem Sieg schnupperte, wollte ich diesmal unbedingt gewinnen“, sagte El Haj Ibrahim. Doch der Schuss ging erst einmal gehörig nach hinten los, die ersten drei Sätze gingen mit 8:11, 6:11 und sogar 1:11 recht schnell weg. „Was mach ich nur hier, fragte ich mich nach diesen Sätzen“, erinnert sich die Gültsteinerin, „ich weiß dann nur noch, dass ich im vierten Satz die ersten beiden Punkte machte und mir einredete, dass ich doch durchaus in der Lage bin, gegen eine Abwehrspielerin solch ein Spiel noch zu drehen. Das hab ich dann einfach versucht.“ 

Mit 11:4 und 11:2 gewann Fatme El Haj Ibrahim die Sätze vier und fünf deutlich, plötzlich war sie wieder bei der Musik. „Richtig krass“ verlief dann Durchgang Nummer sechs, in dem die 15-Jährige vier Matchbälle abwehrte und „irgendwie“ noch mit 15:13 gewann. „Ich hab recht viel riskiert, das hat mich selbst überrascht. Mein altes Ich vor einem Jahr hätte da nur die Bälle übers Netz gehoben“, sagt sie im Rückblick. Dann führte sie mit 10:6 – und ließ ihrerseits vier Matchbälle aus. „Bei dieser Führung geht einem auch wieder so viel durch den Kopf. Die ungewohnte Kulisse in der großen Messehalle, die Live-Übertragungen im Internet. Die Bundestrainerin und mein baden-württembergischer Verband, alle schauten gebannt zu. Ich spürte dann schon plötzlich einen gewissen Druck.“ Dann ein mutiger Angriffsball – 11:10. Und dann das 12:10. „Ich war dann nur noch froh, dass es vorbei war. Nach dem Spiel kamen so viele Leute zu mir, auch Fremde, die mir alle zu dieser Aufholjagd gratulierten.“ 

Dass dann im Halbfinale gegen eine starke Lorena Morsch nicht viel drin war, konnte Fatme El Haj Ibrahim verschmerzen. Gegen die spätere deutsche Jugendmeisterin vom TSV Langstadt war sie beim 5:11, 6:11, 3:11 und 3:11 chancenlos. Durchaus zufrieden war Fatme El Haj Ibrahim auch mit dem Abschneiden in den Doppelkonkurrenzen. Mit der erst 13-jährigen Lotta Rothfuß (TTC Renchen) schaffte sie es ins Viertelfinale, im Mixed mit dem Calmbacher Len Müller war in der zweiten Runde (nicht ganz unerwartet) gegen eine favorisierte Formation aus Nordrhein-Westfalen Endstation. 

Thomas Holzapfel

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