Zwei Konstanten an und neben den Tischen

  07.11.2022
Ein Artikel von Thomas Holzapfel über Sonja und Jochen Kugler

In Wörterbüchern ist von einer Konstante unter anderem dann die Rede, wenn es um etwas Feststehendes geht, das im Laufe der Zeit unverändert bleibt. Auf das Menschliche und speziell im Sport auf die Tischtennisabteilung des VfL Herrenberg übertragen, kommt man bei diesem Sprachausdruck nicht an Sonja und Jochen Kugler vorbei, die seit vielen Jahren, quasi in Tandemfunktion, das Vereinsleben beim VfL mitprägen.
„Sonja und Jochen sind zwei feste Säulen unserer Abteilung und nicht wegzudenken“, bringt es Abteilungsleiterin Annette Hettler im Gespräch auf den Punkt. Ganz so euphorisch will es Jochen Kugler nicht darstellen. „Tischtennis ist unser mit Abstand größtes Hobby und dementsprechend unsere große Leidenschaft“, sagt er und spricht dabei auch für seine Gattin, „und so bringen wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten gerne in die Abteilung ein.“
Wie großräumig dieser Rahmen gesetzt ist, verdeutlichen die Tätigkeiten, die das Sportler-Ehepaar im Ehrenamt  wahrnimmt. Die 49-jährige Sonja Kugler ist seit einigen Jahren als Kassiererin für die Finanzen zuständig, beschränkt sich in ihrem Engagement allerdings nicht nur auf das gewählte Amt. So ist sie seit (Wieder-)Gründung der Damen-Mannschaft Mitte der 2000er Jahre eine wichtige Anlaufstelle im Team, war eine Zeit lang als Jugendtrainerin und betreuerin aktiv und hilft zudem während Tischtennisveranstaltungen bei der Bewirtung. Zudem kümmert sie sich um Reparaturarbeiten im Tischtennisumfeld, ist Kontaktperson zu den Hausmeistern – und vieles mehr.
Ihre eigene sportliche Leistung hat Sonja Kugler derweil nie in den Vordergrund gerückt oder besonders hoch  priorisiert. Was sicherlich nicht am fehlenden Ehrgeiz liegt. Es ist einfach so, dass ihr die Abteilung im Speziellen und der VfL im Gesamten seit jeher am Herzen liegt. „Ich bin eine Quereinsteigerin“, sagt Sonja Kugler, „ursprünglich
bin ich in der Schwimmabteilung groß geworden, spielte auch ein bisschen Handball und sehe mich schon als
überzeugte VfLerin.“ Bernd Schäfer, der damalige VfL-Abteilungsleiter, habe sie zum Tischtennisspielen motiviert, er suchte 2002 Mitstreiter für das Herrenberger „Hau drauf“-Hobbyturnier. „Meine bis dahin gemachten Erfahrungen mit dem Sport beschränkten sich auf das Mäxle-Spiel im Sommerurlaub und auf zusammengeschobene Tische im Schulklassenzimmer“, erinnert sich die gelernte Technische Zeichnerin, die bei einem Böblinger  Maschinenbauunternehmen als Layouterin arbeitet. Die sportliche Amateurkarriere von Ehemann Jochen begann schon deutlich früher, wenngleich er sich wohl auch als „Spätstarter“ bezeichnen würde. „Es dürfte so Ende der 1980er Jahre gewesen sein, als ich bei meinem Heimatverein in Mainhardt die ersten Ballwechsel machte“, sagt der 48-Jährige. Zuvor wurde in der Jungschar gespielt, an der Platte im Keller oder in der Schul-AG. Sein erstes Punktspiel absolvierte Kugler erst 1991 bei den Erwachsenen. „Das war in der untersten Liga, danach habe ich mich hochgespielt“, sagt er. Und dieser Werdegang konnte sich sehen lassen: In Mainhardt war er am Ende einer der besten Spieler, nach seinem Wechsel ins Gäu stieg er von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga auf. „Meine Einsätze in der ersten Mannschaft, unter anderem im Doppel mit unserem damaligen Spitzenspieler Tamas Varbeli, gehören sicherlich zu den Highlights im Teamsport“, sagt Jochen Kugler, der als Amtsleiter bei der Gemeinde Gäufelden arbeitet. Als Spielbetriebsleiter ist er derweil beim VfL für die Koordination während der Punktspielrunde zuständig, was sich bei einer großen Anzahl an Mannschaften nicht immer als einfaches Unterfangen herausstellt. Im Bezirk ist Jochen Kugler zudem für die Internetpräsenz zuständig. „Mit dem Ehrenamt hatte ich schon in Mainhardt meine Erfahrungen gemacht, da war ich übergangsweise eine Zeit lang Abteilungsleiter, aber auch Mannschaftsführer und Jugendtrainer“, weiß der leidenschaftliche Fan der Stuttgarter Kickers heute noch gut. So sieht man die Kuglers also nicht selten gemeinsam in der Aischbachhalle. Im Training, bei Punktspielen, beim Organisieren – oder einfach nur beim Anfeuern von anderen Mannschaften. Dass der VfL seit jeher eine besondere Strahlkraft bei den beiden ausübt, mag auch damit zusammenhängen, dass sie sich über den Verein kennengelernt und 2007 geheiratet haben. „Bei der 50-Jahr-Jubiläumsfeier fing alles an“, plaudert Annette Hettler aus dem Nähkästchen und muss schmunzeln, als
man auf eines der legendären, selbstgedrehten Jahresrückblick-Videos zu sprechen kommt. „In einem ist das Ehepaar
Kugler zu sehen. Dabei bewacht Sonja die Vereinskasse unter ihrem Kopfkissen und Jochen bietet ihr an, diesen harten Brocken abzunehmen. Zusammen schlafen sie dann glücklich ein“, schildert die Abteilungsleiterin die harmonische Szene. „Sonja und Jochen nehmen ihre Aufgaben ernst, sind höchst gewissenhaft und zeigen immer
wieder Humor.“ Alles Eigenschaften, die bei Vereinskonstanten wie Sonja und Jochen Kugler die Sache erst richtig rund machen.

Thomas Holzapfel

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